Komorebi

Komorebi

Kunstraum Walshausen
23.04.23 – 27.08.23

Einführung: Benedikta Bonitz
Künstlergespräch: Michael Stöber
Fotos: Hannah Jung

Der Kunstraum Walshausen zeigt mit einer großen Einzelschau Malereien und Keramiken der Künstlerin Lena Schmid-Tupou.

Zur Eröffnung der Ausstellung am 23.04.2023 um 14 Uhr wird der Kunstkritiker Michael Stöber ein Gespräch mit der Künstlerin führen.

Über Komorebi

Komorebi, so heißt die aktuelle Ausstellung von Lena Schmid-Tupou im Kunstraum Walshausen. Sie zeigt eine Reihe Malereien aus der gleichnamigen Serie. Ebenfalls zu sehen sind Keramiken aus der Serie Landmannalaugar. Komorebi bedeutet aus dem japanischen übersetzt, das Licht welches durch die Bäume schimmert. Lena Schmid-Tupou beschäftigte sich in ihrer Serie der Komorebi Malereien mit der visuellen Wahrnehmung kahler Baumkronen in den Wintermonaten.

Da sie ihr Leben zwischen Deutschland und Neuseeland verbringt, erlebte sie in einem Jahr zwei Winter direkt hintereinander. Nach vielen Spaziergängen durch die Winterlandschaft begann sie schließlich, diese Beobachtungen auf der Leinwand zu bearbeiten. Mit einer feinen Poesie zeigen Lena Schmid-Tupou`s Malereien ihren Blick auf die Welt. Sie sind geprägt von einer intensiven Koloration. In der Ausstellung tauchen wir ein in eine Welt der Farben und Linien.

„In ihren Arbeiten der Serie “Komorebi” erscheint die gesetzte
Schwebe von “Silfra”, einer Serie aus dem Jahr 2020, weiter
entwickelt: Das Licht, das durch die Bäume scheint, ist in seiner
Erzählweise radikaler und schonungsloser. Lena Schmid-Tupou ist
einen Schritt näher herangetreten, spaziert durch eine trockenere,
weniger volle Welt, als in “Silfra”, ohne sich dabei von ihrer
Grundthematik, der Naturimpression, zu entfernen.“

Nina Roskamp
Galerie Geyso 20

Silfra

Silfra

Über Silfra

Text: Nele Kaczmarek

An dem Ort, an dem europäische und nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinandertreffen, durchsticht die Silfra-Spalte den isländischen Nationalpark Þingvellir. Umgeben von vier aktiven Vulkanen, Hrómundartindur, Hengill, Prestahnjúkur und Hrafnabjörg, öffnet sich die kilometerlange Schlucht, genährt von klarem, aus Lavagestein sprudelnden Wasser. Beinahe 100 Meter reicht der Blick in den Strom hinein, der von grün und rotbraun schimmernden Algen durchzogen ist.

Ein Touristenmagnet, aber auch ein mythologisch und historisch aufgeladener Ort, an dem um das Jahr 900 eines der ersten Parlamente der Welt tagte. Eine Spalte, eine klaffende Wunde, die jedes Jahr wenige Millimeter wächst, die ‚arbeitet‘ und das Gestein als lebendiges Geschöpf begreifen lässt.

„Mountains are beings, if you pay attention“, bemerkte auch Etel Adnan in Bezug auf ihre eigene malerische Arbeit einmal. Als vitales Gegenüber finden Gebirge, aber auch Felder, Moore oder Seen regelmäßig Eingang in Lena Schmid-Tupous künstlerische Form- und Farbfindungen. Ihre Streifzüge und Wanderungen durch Island, Schweden, Norddeutschland und immer wieder Neuseeland, mit dem sie auch familiär verbunden ist, gleichen Expeditionen. Hier ‚liest‘ sie Linien, Silhouetten und auch Farbtöne auf, um sie anschließend – einige Sekunden oder auch Monate später – in Zeichnungen, Malereien und Skulpturen zu verarbeiten. Dabei hat sie über die Jahre ein ganz eigenes abstraktes, künstlerisches Vokabular mit Affinitäten zu wiederkehrenden Bildkörpern entwickelt, die zu immer neuen suggestiven Landschaften zusammenfinden.

In ihrem Denken wie in ihrer Kunst unterscheidet Schmid-Tupou dabei kaum zwischen innerer und äußerer Natur. Wahrgenommenes und Imaginiertes verschwimmen. Vielmehr geht es um die Frage, welche „Formen und Farben im Körper nachschwingen“ (Schmid-Tupou) und im malerischen Prozess den jeweils zuvor gesetzten Linien und Farbfeldern folgen können. Oder, wie es Gaston Bachelard in der Poetik des Raumes formulierte: „Nehmen wir den Kontakt mit kürzeren Träumereien wieder auf, die durch das Detail der Dinge geweckt werden, durch Wesenszüge, die auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen.“ Frei kombiniert Schmid-Tupou dabei unterschiedliche Bezüge: Die erinnerten Umrisse vorbeiziehender Felder schimmern in den Malereien vielleicht im Grünblau von Handydisplays. Und Lichtstrahlen, die aus dichten Baumkronen hervorblitzen, haben in ihrer Fixierung auf dem Malgrund womöglich das Violett und Rotbraun zweier parkender Autos angenommen.

Als ein „Ort, an dem sich die Kraft der Erde unmittelbar in ihrer Topologie, in ihren Ausstülpungen und Einkerbungen sowie in ihren Farbklängen“ (Schmid-Tupou) erkennen lässt, hat die Silfra-Spalte Schmid-Tupou dabei auch zu einer künstlerischen Mediation über Zeitlichkeit bewegt. Farbige Einsprenglinge, wie die so genannten Olivine, oder Einschlüsse aus Umgebungsgestein haben als sich berührende oder überlagernde Farbflächen ihren Weg in die gleichnamigen Malereien der Künstlerin gefunden. In der Form ‚materialisierter und geschichteter Zeit‘ erzählen sie ebenso von der Jahrhunderte währenden Entstehung der Felsen, wie von dem Augenblick ihrer Wahrnehmung sowie ihrer Einschreibung auf der Leinwand.

– Nele Kaczmarek war Kuratorin am Kunstverein Braunschweig.

Silfra Nr. 1 • 2020 • 250×220 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 2 • 2020 • 250×220 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 3 • 2020 • 250×220 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 4 • 2020 • 250×220 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 5 • 2020 • 250×220 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 6 • 2020 • 170×165 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 7 • 2020 • 250×200 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 8 • 2020 • 180×130 cm • Öl auf Leinwand
Silfra Nr. 9 • 2020 • 140×120 cm • Öl auf Leinwand

Lumen

Lumen

Über Lumen

Lumen ist eine Serie von Glasskulpturen, die von den Gemälden der Serie Silfra und den Keramikskulpturen Landmannalaugar inspiriert sind. Sie sind eine Untersuchung von Licht und Farbe und erforschen die Malerei durch das Material. Lumen wurde von der Alexander Tutsek Stiftung gefördert und im Monmouth Glass Studio in Tāmaki Makaurau Auckland in Aotearoa Neuseeland hergestellt.

Zarter Mut

Text: Nina Roskamp

Die Zweidimensionalität der Leinwand empfindet Lena Schmid-Tupou nie als Begrenzung und entzieht sich damit jeder Kategorisierung. Die Leinwand ist für sie in erster Linie ein Forschungsraum, der sie als Künstlerin einlädt, zu erinnern und sich und ihre künstlerische Arbeit zu transformieren. Wenn die Künstlerin sich erschüttern lässt, zeugt das von ihrer Empathie, die sich unbegrenzt überträgt, wenn ich mich als Betrachter_in mit ihrem Werk beschäftige. Es entstehen haptische Erinnerungen, die sich mit Explorationen mit und durch das Material zeigen und es entstehen zuweilen neue Realitäten, die von einem körperlichen Vermögen im Arbeitsprozess zeugen.

In ihren Arbeiten der Serie “Komorebi” erscheint die gesetzte Schwebe von “Silfra”, einer Serie aus dem Jahr 2020, weiterentwickelt: Das Licht, das durch die Bäume scheint, ist in seiner Erzählweise radikaler und schonungsloser. Schmid-Tupou ist einen Schritt näher herangetreten, spaziert durch eine trockenere, weniger volle Welt als in “Silfra”, ohne sich dabei von ihrer Grundthematik, der Naturimpression, zu entfernen.

Damit erobert sie sich den Raum ein klein wenig mehr, sie geht näher ran. Und wieder geht es um die direkte Erforschung der Umwelt mittels einer körperlichen Erfahrung mit dem Material und dem Malgrund. Und sie bleibt, und damit ist sich die Künstlerin sehr treu, nah am Erlebten, nah am Eindrücklichen.

Lena Schmid-Tupou übersetzt in einem weiteren Schritt Elemente ihrer Malerei in gläserne Skulpturen. Hiermit erzeugt sie eine simultane Erfahrung von Transparenz, Körperlichkeit und Reflexion. Zerbrechlichkeit und Stabilität, sowie Verletzlichkeit und Stärke sind die sich möglicherweise kommunizierenden Bausteine eines Gesamtwerks, dessen Empathie in der gemeinsamen Erfahrung mit den gehenden und betrachtenden Besucher_innen spürbar wird.

Die aktuell ausgestellten Arbeiten sind eine Weiterentwicklung der keramischen Serie „Landmannalaugar“, namentlich bezogen auf eine Bergregion im Südwesten Islands, die die Künstlerin erstmals 2008 besucht hat. Die Faszination für dieses Land mit seinen unwägbaren Naturerscheinungen fasziniert viele Künstler_innen, wie zum Beispiel die amerikanische Künstlerin Roni Horn, die die Natur dieses Landes als gleichsam betörend und verstörend beschreibt. Einen weiteren Weg der Annäherung an das vom Massentourismus langsam zu stark bevölkerte Land geht Lena Schmid-Tupou – verletzlich und mutig.

In all ihren Explorationen beweist Schmid-Tupou ein bemerkenswertes Gespür für Kolorisation, Fragment und Kommunikation. Die Arbeiten zeugen von Entgrenzung und stecken dabei ganz konkret Fragen der Gegenwärtigkeit behutsam ab. Die Kraft unserer Umwelt und die schwer zu bändigende Realität erfordern zarten Mut und Offenheit.

– Nina Roskamp ist die Direktorin der Galerie Geyso20 in Braunschweig.

Lumen Nr. 1 • 2021 • 12x12x15 cm • Glas
Lumen Nr. 2 • 2021 • 20×18,5×22 cm • Glas
Lumen Nr. 3 • 2021 • 18x17x17 cm • Glas
Lumen Nr. 4 • 2021 • 21x18x17 cm • Glas
Lumen Nr. 5 • 2021 • 23x22x20 cm • Glas
Lumen Nr. 6 • 2021 • 19x24x20 cm • Glas
Lumen Nr. 7 • 2021 • 22x29x30 cm • Glas
Lumen Nr. 8 • 2021 • 19x24x25 cm • Glas
Lumen Nr. 9 • 2021 • 23x29x30 cm • Glas
Lumen Nr. 10 • 2021 • 23x21x21 cm • Glas

Interfaces

Interfaces

Über Interfaces

In ihrer Serie Interfaces erforscht Lena Schmid-Tupou die unterschiedlichen Landschaften, die sie gesehen und bewohnt hat und arrangiert ihre Eindrücke in verschiedenen Kompositionen auf ihrer Leinwand. Sie erschafft Landschaften aus ihrer Erinnerung, ohne Anspruch auf Realismus. Als sie an der Serie arbeitete, hatte sie einen Satz im Kopf, den ihre Freundin ihr einmal gesagt hatte; es war ein Empfang in der Muttersprache ihrer Freundin, was übersetzt „Meine Berge und Flüsse heißen dich willkommen“ bedeutet. Dabei fiel ihr auch ein, was die libanesische Dichterin und Künstlerin Etel Adnan einmal in einem Interview gesagt hat: „Berge sind Wesen, wenn man Acht gibt.“

Für Schmid-Tupou haben die Landschaft und die Natur, die sie umgibt, einen enormen Einfluss auf ihre Arbeit. In ihren Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen fängt sie ein, was sie sieht und fühlt, wenn sie sich im Freien aufhält. Sie beschreibt manchmal ein Gefühl der Überwältigung, wenn sie an neue Orte reist, und sie beschreibt die Natur als atemberaubend.

Mit Interfaces bringt sie Orte von verschiedenen Seiten des Planeten zusammen und kombiniert sie in der Serie. Manche Formen mögen uns an Berge oder Flüsse erinnern, manche an Seen oder Felder. Schmid-Tupou unterscheidet nicht zwischen innerer und äußerer Natur. Für sie sind die Dinge, die wir sehen, genauso wichtig wie die Dinge, die wir uns vorstellen, von denen wir träumen oder was wir fühlen. Diese Serie gibt uns Ideen zu Landschaften, die wir kennen, lässt aber auch viel Raum für unsere eigene Interpretation.

Interfaces Nr. 1 • 2018 • 152×101 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 2 • 2018 • 50×40 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr 3 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 4 • 2018 • 152×101 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 5 • 2018 • 152×101 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 6 • 2018 • 45×35 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 7 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 8 • 2018 • 152×101 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 9 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 10 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 11 • 2018 • 45×35 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 12 • 2018 • 152X101 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 13 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 14 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 15 • 2018 • 50X40 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 16 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 17 • 2018 • 101×76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 18 • 2018 • 101X76 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 19 • 2018 • 50×40 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 20 • 2018 • 45×35 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 21 • 2018 • 45×35 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 22 • 2018 • 50×40 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 24 • 2018 • 140×120 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 25 • 2018 • 140×120 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 26 • 2018 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 27 • 2018 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 28 • 2018 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Interfaces Nr. 29 • 2018 • 180×140 cm • Öl auf Leinwand

Te Araroa

Te Araroa

About Te Araroa

Te Araroa ist eine kleine Stadt in der Nähe der Ostspitze von Aotearoa Neuseeland. Lena Schmid-Tupou empfand es faszinierend und poetisch über einen Ort nachzudenken, der als erstes am morgen die Sonne sieht. Als erstes den Tag beginnt und als erstes das Neue Jahr begrüßt.

Te Araroa ist auch der Name einer Wanderstrecke, die sich vom nördlichsten Teil der Nordinsel von Aotearoa Neuseeland entlang der Ostküste, bis zur Südspitze schlängelt. In dieser Serie erkundet Schmid- Tupou unterschiedliche Zustände einer imaginären Landschaft die während des Malens auf der Leinwand erscheint.


Te Araroa Nr. 1 erinnert uns an einen Sonnenaufgang, wärend Te Araroa Nr. 2 uns eher an einen nebligen Tag erinnert. Te Araroa Nr. 4 scheint wie der Blick über eine Bergeskette in einen Nachthimmel voll mit Sternen und Monden. Und Te Araroa Nr. 6 ist wie ein Feld mit Blumen welche in Te Araroa Nr. 7 in der Mittagshitze verschwimmen.

Te Araroa Nr. 1 • 2018 • 50×40 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 2 • 2019 • 220×180 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 3 • 2020 • 140×120 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 4 • 2018 • 140×120 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 5 • 2020 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 6 • 2020 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 7 • 2020 • 150×130 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 8 • 2020 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand
Te Araroa Nr. 9 • 2020 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand

Matamata

Matamata

Über Matamata

Matamata ist eine Serie, die nach einer kleinen Stadt in der Waikato Region in Aotearoa Neuseeland benannt ist. Grüne Hügel und Weideland umgeben die Stadt. Der Titel war inspiriert durch die Erforschung der Farbe Grün. In Lena Schmid-Tupous Arbeit finden sich oft Zuteilungen durch ihre Titel. Manchmal bekommt man das Gefühl, sie kartografiert eine Welt, die wir durch ihre Kunst erleben dürfen.

Matamata Nr. 1 • 2019 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand
Matamata Nr. 2 • 2019 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand
Matamata Nr. 3 • 2019 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Matamata Nr. 4 • 2019 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand
Matamata Nr. 5 • 2019 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand
Matamata Nr. 6 • 2019 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand

Matamata Nr. 7 • 2019 • 120×90 cm • Öl auf Leinwand

Ngorongoro

Ngorongoro

About Ngorongoro

Ngorongoro ist eine Serie, die ihren Namen von dem Vulkankrater Ngorongoro in Tanzania am Rande der Serengeti bekam. Ngorongoro ist ein Unesco Weltkulturerbe und heiliges Land für die Maasai. Schmid-Tupou hat Tansania noch nie bereist, war aber von den Farben und der Historie des Landes tief beeindruckt. Sie erschuf eine Reihe Ölmalereien, in denen sie sich von den Farben des Ngorongoro Nationalparks inspirieren ließ.

Ngorongoro Nr. 1 • 2018 • 180×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 2 • 2018 • 180×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 3 • 2018 • 180×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 4 • 2019 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 5 • 2019 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 6 • 2018 • 180×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 7 • 2019 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand
Ngorongoro Nr. 8 • 2020 • 160×140 cm • Öl auf Leinwand

Soft Capsules

Soft Capsules

Kunstverein Braunschweig
03.08.21 – 29.08.21

Kuration: Sebastian Schneider
Fotos: Hannah Jung

Der Kunstverein Braunschweig zeigt mit der Ausstellung “Soft Capsules” die diesjährigen Meisterschüler_innen der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig.

Lena Schmid-Tupou hat für diese Ausstellung geblasene Glaskörper angefertigt: Sie versteht diese als dreidimensionale Erforschung von Malerei.

Dieses Projekt wurde durch die Alexander Tutsek Stiftung gefördert.

Zarter Mut

Einführung zu Lena Schmid-Tupou von Nina Roskamp

Die Zweidimensionalität der Leinwand empfindet Lena Schmid-Tupou nie als Begrenzung und entzieht sich damit jeder Kategorisierung. Die Leinwand ist für sie in erster Linie ein Forschungsraum, der sie als Künstlerin einlädt, zu erinnern und sich und ihre künstlerische Arbeit zu transformieren. Wenn die Künstlerin sich erschüttern lässt, zeugt das von ihrer Empathie, die sich unbegrenzt überträgt, wenn ich mich als Betrachter_in mit ihrem Werk beschäftige. Es entstehen haptische Erinnerungen, die sich mit Explorationen mit und durch das Material zeigen und es entstehen zuweilen neue Realitäten, die von einem körperlichen Vermögen im Arbeitsprozess zeugen.

In ihren Arbeiten der Serie “Komorebi” erscheint die gesetzte Schwebe von “Silfra”, einer Serie aus dem Jahr 2020, weiter entwickelt: Das Licht, das durch die Bäume scheint, ist in seiner Erzählweise radikaler und schonungsloser. Lena Schmid-Tupou ist einen Schritt näher herangetreten, spaziert durch eine trockenere, weniger volle Welt, als in “Silfra”, ohne sich dabei von ihrer Grundthematik, der Naturimpression, zu entfernen. Damit erobert sie sich den Raum ein klein wenig mehr, sie geht näher ran. Und wieder geht es um die direkte Erforschung der Umwelt mittels einer körperlichen Erfahrung mit dem Material und dem Malgrund. Und sie bleibt, und damit ist sich die Künstlerin sehr treu, nah am Erlebten, nah am Eindrücklichen. 

Lena Schmid-Tupou übersetzt in einem weiteren Schritt Elemente ihrer Malerei in gläserne Skulpturen. Hiermit erzeugt sie eine simultane Erfahrung von Transparenz, Körperlichkeit und Reflexion. Zerbrechlichkeit und Stabilität, sowie Verletzlichkeit und Stärke sind die sich möglicherweise kommunizierenden Bausteine eines Gesamtwerks, dessen Empathie in der gemeinsamen Erfahrung mit den gehenden und betrachtenden Besucher_innen spürbar wird.

Die aktuell ausgestellten Arbeiten sind eine Weiterentwicklung der keramischen Serie Landmannalaugar, namentlich bezogen auf eine Bergregion im Südwesten Islands, die die Künstlerin erstmals 2008 besucht hat. Die Faszination für dieses Land mit seinen unabwägbaren Naturerscheinungen fasziniert viele Künstler_innen, wie zum Beispiel die amerikanische Künstlerin Roni Horn, die die Natur dieses Landes als gleichsam betörend und verstörend beschreibt. Einen weiteren Weg der Annäherung an das vom Massentourismus langsam zu stark bevölkerte Land geht Lena Schmid-Tupou – verletzlich und mutig.

In all ihren Explorationen beweist Lena Schmid-Tupou ein bemerkenswertes Gespür für Kolorisation, Fragment und Kommunikation. Die Arbeiten zeugen von Entgrenzung und stecken dabei ganz konkret Fragen der Gegenwärtigkeit behutsam ab. Die Kraft unserer Umwelt und die schwer zu bändigende Realität erfordern zarten Mut und Offenheit.

– Nina Roskamp ist die Direktorin der Galerie Geyso20 in Braunschweig.

„Lena Schmid-Tupou zeigt ten kugelige, bunte Glasobjekt, angeordnet auf einer weißen Fläche; das einfallende Licht malt farbige Schatten auf das Weiß – eine wunderbare Verbindung von Skulptur und Malerei.“

Regine Nahrwold
Braunschweiger Zeitung

Silfra

Silfra

Städtische Galerie Eichenmüllerhaus
Lemgo, Germany
14.02.21 – 14.03.21

Einleitung: Nele Kaczmarek
Fotos: Hannah Jung
Video: Sebastian Herrmann

Silfra, der Titel der Ausstellung, kommt aus dem Isländischen und bedeutet Silberfrau. Er bezieht sich auf das topografische Gebiet der Silfra-Spalte in Island und ist auch der Titel einer Reihe von Gemälden aus dem Jahr 2020.

Über die Ausstellung-

Text: Nele Kaczmarek

Ein Ereignis zu notieren, ist wie ein flüchtiger Blick, wie ein Fragment der Zeit. Welchen Tag haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit. Welches Jahr haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit. Welches Jahrhundert haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit. Welches Jahrtausend haben wir? Spielt es eine Rolle? Das Land existiert ohnedies seit viel längerer Zeit. Wie sollen wir uns Anfang und Ende der Erzählung vorstellen, die vom Land handelt und davon, wer wir sind?
– Yvette Mutumba

An dem Ort, an dem europäische und nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinandertreffen, durchsticht die Silfra-Spalte den isländischen Nationalpark Þingvellir. Umgeben von vier aktiven Vulkanen, Hrómundartindur, Hengill, Prestahnjúkur und Hrafnabjörg, öffnet sich die kilometerlange Schlucht, genährt von klarem, aus Lavagestein sprudelnden Wasser. Beinahe 100 Meter reicht der Blick in den Strom hinein, der von grün und rotbraun schimmernden Algen durchzogen ist. Ein Touristenmagnet, aber auch ein mythologisch und historisch aufgeladener Ort, an dem um das Jahr 900 eines der ersten Parlamente der Welt tagte. Eine Spalte, eine klaffende Wunde, die jedes Jahr wenige Millimeter wächst, die ‚arbeitet‘ und das Gestein als lebendiges Geschöpf begreifen lässt. „Mountains are beings, if you pay attention“, bemerkte auch Etel Adnan in Bezug auf ihre eigene malerische Arbeit einmal. 

Als vitales Gegenüber finden Gebirge, aber auch Felder, Moore oder Seen regelmäßig Eingang in Lena Schmid-Tupous künstlerische Form- und Farbfindungen. Ihre Streifzüge und Wanderungen durch Island, Schweden, Norddeutschland und immer wieder Neuseeland, mit dem sie auch familiär verbunden ist, gleichen Expeditionen. Hier ‚liest‘ sie Linien, Silhouetten und auch Farbtöne auf, um sie anschließend – einige Sekunden oder auch Monate später – in Zeichnungen, Malereien und Skulpturen zu verarbeiten. Dabei hat sie über die Jahre ein ganz eigenes abstraktes, künstlerisches Vokabular mit Affinitäten zu wiederkehrenden Bildkörpern entwickelt, die zu immer neuen suggestiven Landschaften zusammenfinden. 

In ihrem Denken wie in ihrer Kunst unterscheidet Schmid-Tupou dabei kaum zwischen innerer und äußerer Natur. Wahrgenommenes und Imaginiertes verschwimmen. Vielmehr geht es um die Frage, welche „Formen und Farben im Körper nachschwingen“ (Schmid-Tupou) und im malerischen Prozess den jeweils zuvor gesetzten Linien und Farbfeldern folgen können. Oder, wie es Gaston Bachelard in der Poetik des Raumes formulierte: „Nehmen wir den Kontakt mit kürzeren Träumereien wieder auf, die durch das Detail der Dinge geweckt werden, durch Wesenszüge, die auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen.“ Frei kombiniert Schmid-Tupou dabei unterschiedliche Bezüge: Die erinnerten Umrisse vorbeiziehender Felder schimmern in den Malereien vielleicht im Grünblau von Handydisplays. Und Lichtstrahlen, die aus dichten Baumkronen hervorblitzen, haben in ihrer Fixierung auf dem Malgrund womöglich das Violett und Rotbraun zweier parkender Autos angenommen.

Als ein „Ort, an dem sich die Kraft der Erde unmittelbar in ihrer Topologie, in ihren Ausstülpungen und Einkerbungen sowie in ihren Farbklängen“ (Schmid-Tupou) erkennen lässt, hat die Silfra-Spalte Schmid-Tupou dabei auch zu einer künstlerischen Mediation über Zeitlichkeit bewegt. Farbige Einsprenglinge, wie die so genannten Olivine, oder Einschlüsse aus Umgebungsgestein haben als sich berührende oder überlagernde Farbflächen ihren Weg in die gleichnamigen Malereien der Künstlerin gefunden. In der Form ‚materialisierter und geschichteter Zeit‘ erzählen sie ebenso von der Jahrhunderte währenden Entstehung der Felsen, wie von dem Augenblick ihrer Wahrnehmung sowie ihrer Einschreibung auf der Leinwand. 

Versuche abstrakte Vorstellungen von Zeit zu verbildlichen und Erinnerungen zu konservieren, prägen auch die neue kleinformatige Serie Memories. Im Stadtraum gefundene Ansichtskarten – für sich schon Memorabilien par excellence – wurden mit deckender Ölfarbe grundiert und mit schnellen Strichen um eingeritzte Zeichnungen ergänzt. Die angedeuteten ‚inneren Landschaften‘ der Künstlerin werden somit von den nur noch zu erahnenden Motiven der Karten als zweite Ebene unterlegt.

Das nur wenige Kilometer vom Þingvellir Nationalpark entfernte Gebiet der Landmannalaugar ist wiederum Ausgangspunkt einer Serie keramischer Arbeiten, die als Malereien im Raum gedacht sind. Fantastische Bergkuppen, die sich in beinahe familiären Konstellationen vertrauensvoll begegnen und an anderer Stelle solitär Platz für sich beanspruchen. Ihre wechselnden matten und glänzenden Glasuren eröffnen beim Umrunden immer neue Perspektiven und beziehen in Spiegelungen die Umgebung als integralen Bestandteil der Arbeit mit ein.   

Lena Schmid-Tupou teilt ihren Blick auf eine Welt, in der es meist hell ist, wo aber auch Unbekanntes, Schemenhaftes lauert. Eine Welt, von der wir nicht wissen, was wir finden werden, wo wir es finden werden und welche Auswirkungen es haben könnte, etwas zu finden. 

Nele Kaczmarek is the former curator of Kunstverein Braunschweig in Germany.

„Strong colors on large-format canvases, next to them smaller prints in black and white and shiny ceramics on the floor – the new exhibition „Silfra“ in the Municipal Gallery Eichenmüllerhaus in Lemgo certainly has charisma. Even when, unfortunately, only a virtual tour is possible at the moment.“

Freya Köhring,
Lippisches Kultur-Journal

YAKAMOZ

YAKAMOZ

Galerie Geyso 20
16.07.21 – 15.10.21

Einleitung: Nina Roskamp
Fotos: Hannah Jung
Video: Stark & Shakupa

In ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung haben die beiden Künstler_innen gemeinsam Werke geschaffen, die sich vor allem der frei arrangierten Linie widmen.

Über YAKAMOZ

Lena Schmid-Tupou und Murat Akay zeigen mit YAKAMOZ in der Galerie Geyso20 ihren zeichnerischen Dialog durch die letzten eineinhalb Jahre. In ihrer Zusammenarbeit erforschen sie die gegenseitige Liniensprache auf poetische Weise.

Der Titel YAKAMOZ bedeutet im Türkischen die Widerspiegelung des Mondes im Wasser und beschreibt die Korrespondenz in ihren gemeinsam entwickelten Zeichnungen. So spiegeln sich immer wieder Farben und Formen des einen in den zeichnerischen Bewegungen des anderen. Sie ertasten langsam den zeichnerischen Gedanken des Gegenübers.

In ihrer ersten gemeinsamen Schau sehen wir gemeinsam geschaffene Werke, die vor allen Dingen der frei arrangierten Linie gewidmet sind.

Lesen Sie hier mehr über die Ausstellung und sehen Sie sich das Video zur Ausstellung hier an.

„Es gibt eine Bildserie, die aus Acrylfarben entstanden ist, die mir besonders gefällt. Die Farben sprechen mich an. Es sind schöne leuchtende und warme Farben. In einem der Bilder meine ich zwei Buchstaben des arabischen Alphabets zu erkennen. Ein warmes Gefühl durchstömt meinen Körper. Gleichzeitig steigt die Sehnsucht nach der Region und der Kultur in mir auf. Im Nachhinein denke ich, dass man Kunst am besten so betrachtet, wie es der kleine Prinz von Saint-Exupéry tun würde: mit dem Herzen.“

– Dr. Christina Schlegl, August 2021