Über Lena Schmid-Tupou

Malerische Grenzen immer wieder neu ausloten.

Lena Schmid-Tupou ist eine Malerin, die sich von der Natur und der urbanen Umgebung inspirieren lässt und aus ihnen Ideen für ihre Werke schöpft. Für die in Deutschland und Aotearoa (Neuseeland) lebend und arbeitende Künstlerin ist Malerei weit mehr als Pinsel, Farbe und Leinwand: Sie erforscht den malerischen Bildraum sowohl auf Papier und Leinwand als auch in skulpturalen Kunstwerken im Raum.

Dabei arbeitet sie in unterschiedlichen Techniken wie Ölmalerei, Druckgrafik, Zeichnung, Keramik und Glas. Stets sucht sie die malerische Auseinandersetzung und erforscht Wege der Malerei.

Schmid-Tupou erhielt mehrere Stipendien und Förderungen u.a für ihre Serie Lumen, die sie 2021 im Kunstverein Braunschweig ausstellte. Sie hatte Ausstellungen in Hamburg, Hannover, München, Braunschweig, Bielefeld, Lemgo, Meppen und Reutlingen sowie Venedig, Hamilton und Auckland (NZ).

Schmid-Tupou studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig unter dem norwegischen Maler Olav Christopher Jenssen, bei dem sie dort sowohl ihr Diplom als auch ihren Meisterschüler absolvierte. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg erhielt sie ihren Master of Arts unter der Malerin Gabriele Basch und ihren Bachelor of Illustration bei der Künstlerin Gesa Lange. In Neuseeland studierte sie ein Jahr Malerei und Zeichnung bei Richard Fahey und Emma Smith an der Unitec in Auckland.


Über die Jahre kooperierte sie mit und agierte in unterschiedlichen KünstlerInnengruppen wie projektKLUB und Tapir&Klotz. Während ihrer Studienzeit in Hamburg war sie an der Veröffentlichung mehrere Ausgaben des LUKS Magazins beteiligt, das mit einer Vielzahl an Preisen ausgezeichnet wurde, u.a. dem European Design Award (TUR), dem Joseph Binder Award (A), dem MfG Award (DE) und dem Carl H Dietze Preis (DE).

Ihre Arbeiten befinden sich in privaten Sammlungen in Deutschland, Schweden, Island, Neuseeland und Australien.

Ausbildung

Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig

10/2020 – 07/2021
Meisterschüler Freie Kunst/Malerei
Klasse: Olav Christopher Jenssen

Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig

10/2015 – 09/2020
Diplom Freie Kunst/Malerei
Klasse: Olav Christopher Jenssen

Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg

09/2013 – 07/2016
Master of Art/Illustration
Klasse: Gabriele Basch, Alexandra Kardinar

Unitec Institute
of Technology, Auckland (NZ)

02/2010 – 11/2010
Bachelor of Visual Arts/Painting
Klasse: Richard Fahey, Emma Smith

Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg

03/2007 – 07/2013
Bachelor of Art/Illustration
Klasse: Gesa Lange, Reinhardt Schulz–Schaeffer

„Gehen Sehen Zeichnen Malen Formen“

Ulrich Krempel über Lena Schmid-Tupou

Lena Schmid-Tupous Kunst lebt aus der Natur wie aus der städtischen Umgebung, in der sie sich bewegt. Seit sie beginnt, an oft weit entfernten Orten zu arbeiten, ist ihre unmittelbare Wahrnehmung der Dinge vor ihr und um sie herum erstes Movens für künstlerisches Arbeiten. Im Gehen und Wandern erschließen sich ihr eine Vielzahl von Sichten auf Gegenstände und Elemente der Landschaft. In ganz unterschiedlichen Strategien nähert sie sich dabei in ihren künstlerischen Medien ihrem Gegenstand.

In der Radierung und der Zeichnung ist ihre Strategie eine ganz unmittelbare; in Angesicht der Dinge oder Landschaften arbeitet sie, ohne Blick auf den Block oder die Radierplatte und ohne Sichtkontrolle das Gesehene in Linien und Strichlagen umsetzend. Dabei ist ihre professionelle Kenntnis des Vorgangs Voraussetzung; eine Ahnung vom Format des Bildträgers vor ihr, die Sicherheit in der Führung, im Auf- und Absetzen des Stifts oder Griffels sind notwendig, um das Risiko des Scheiterns zu minimieren. Ortsbezeichnungen und Daten finden sich später ebenfalls auf den Drucken, scheinbar ungelenk im Moment seitenverkehrt notiert, und so den Moment der Entstehung fixierend.

Die Gemälde entstehen im Atelier; Seherlebnisse in der Natur, beim Reisen, Gehen oder Wandern gewonnen, bilden die Grundlage für die Arbeit an ihnen. Erinnerung ist hier das Medium, in dem die Anlässe für Linien- und Formverläufe sich ausbilden. Die Künstlerin spricht von ihrer Spontaneität, ihren intuitiven Entscheidungen vor dem Bildfeld beim Geben der Form, dem Setzen der Farben. Ihre Professionalität in der künstlerischen Arbeit ist dabei die Voraussetzung für das Gelingen.

In ihrer Malerei beginnt mit den „Interfaces“ 2018 eine ganze Folge dieser „Schnittstellen“, in denen Blicke auf bergige Landschaften sich vor uns aufzubauen scheinen, in intensiven Farbflächen. Unsere Kombinatorik des
Sehens suggeriert uns etwa in „Interfaces 7“ den Blick aus erhöhter Position auf einen Wegverlauf (oder Wasserverlauf), der im Bogen nach rechts oben steigt. Der Horizont geprägt von zwei Bergspitzen; die Bergformen in Blaugrün und Braun schließen den Bildraum. Mit den flächigen Formen in Rosa und Oliv wird indes die Illusion der Berglandschaft aufgehoben, wir werden auf die zweidimensionale Komposition mit einer weiteren steigenden Diagonale (in Rosa) und von steigenden Linien begrenzten Flächen zurückverwiesen. Insgesamt ist aber die Szene eine vom hellen Licht des Tages beleuchtete.

Keine Sicherheit einer traditionellen Landschaftssicht mehr findet sich in diesen Arbeiten. In „Interfaces 3“, in dunkleren, von Blau und Violett dominierten Klängen gebaut, irritieren zwei in dunklem Blau gehaltene elliptoide und nierenartige Formen unsere Seh-sucht nach landschaftlicher Erstreckung. Sind da Seen, Flüsse notiert? Warum fügen sie sich dann nicht ein in eine Landschaftsperspektive, wie wir sie aus dem 19. Jahrhundert kennen?

Lena Schmid-Tupou baut Empfindungs- und Erinnerungslandschaften in ihren Bildern, in denen sich die Dinge spontan entwickeln, Kompositionen sich nicht unter dem Diktat perspektivischer Abbildhaftigkeit entwickeln. Das wird auch in den Arbeiten zu „Ngorongoro“(2019) und „Matamata“(2020), einem Vulkan in Tansania und einer kleinen Stadt in Neuseeland, deutlich. Hier verlässt sie im Malen den horror vacui, der in den „Interfaces“ das Bildfeld noch vollständig füllt. Nun sind die Szenen kompakter, die Kompositionen eindeutig als Teil eines
größeren Ganzen vorstellbar und wie Signets eines pars pro toto in ein noch vielfach leeres weißes Bildfeld gestellt. In diesen Bildern verdichtet sich die malerische Handlung, erschafft ein neues Sichtfeld. Konzentrierter als zuvor
werden die Darstellungen, kompakt, körperlicher. Die Malweise ist zudem offener als zuvor. In lasierenden Partien werden Räumlichkeiten betont, Lichtreflexe und durchscheinendes Licht. Körperlichkeit wird – wie in „Ngorongoro 1“ – deutlich sichtbar. Die Komposition suggeriert Dreidimensionalität.

Die ist im weiteren Werkbereich der Keramiken und zuletzt der Glasskulpturen vollends realisiert. Die Bergformen der Keramiken mit ihren oft im Brennen sich farbig verändernden Glasuren scheinen wie eine konsequente Fortsetzung des Konzentrationsvorgangs der Gemälde. In Lena Schmid-Tupous neuem Arbeitsschritt, den geblasenen Glasskulpturen der Folge „Lumen“, erscheint das Licht schon in die Glaskörper eingeschlossen. Deren farbige Körperlichkeit wird durch das einfallende Licht in der Präsentation in höchstem Masse intensiviert.
Die Mehrfarbigkeit der Körper zitiert die Mehrfarbigkeit der Malerei auf eine ganz eigene Weise, unter den Bedingungen der Glasbläserei – in von der Künstlerin gestalteter Negativform – professionell realisiert. In der Ausstellung gemeinsam auf einem Sockel liegend, erschaffen uns diese Lichtkörper schließlich eine imaginäre Landschaft mit Auf- und Durchblicken aller Art.

Ulrich Krempel ist der ehemalige Direktor des Sprengel Museums in Hannover.

Förderungen

Kunstfond

05/2022 – 10/2022
Bonn
Stipendium

Stiftung Kulturwerk

09/2021 – 12/2021
Bonn
Stipendium

Alfred Töpfer Stiftung

09/2021
Hamburg
Stipendium

Kulturinstitut Stadt Braunschweig

03/2021 – 07/2021
Braunschweig
Katalogförderung

Alexander Tutsek Stiftung

03/2021 – 07/2021
München
Projektförderung

Stiftung Braunschweiger Land

03/2020 – 09/2021
Braunschweig
Residenzstipendium

Aktuelle und bevorstehende Ausstellungen

Komorebi

23.04 – 27.08.2023
Kunstraum Walshausen
Bad Salzdetfurth

Komorebi bedeutet, aus dem Japanischen übersetzt, das Licht, welches durch die Bäume scheint. Lena Schmid–Tupou bearbeitet in der gleichnamigen Serie die Sicht, die man in Wintermonaten durch die Bäume erleben kann. Der Blick wird von einem Gewirr aus Ästen durchzogen. Komorebi greift das Thema des Lichtes und der Linie auf.

The sight of stars makes me dream

19.05. – 04.06.2023
Artist Unlimited
Bielefeld, Germany

Neue Skulpturen und Malereien, die eine Auseinandersetzung mit Schmid-Tupous Werkgruppe “Interfaces” aufnehmen und die Veröffentlichung des ersten Katalogs, der eine Auswahl an Arbeiten von 2018 bis 2021 zeigt.

Vergangene Ausstellungen

The sight of stars makes me dream

05 – 06/23 | Solo
Artists Unlimited
Bielefeld

Use it or lose it

03/23 | Gruppe
Kunst im Quartier
Hamburg

Molly Morpeth Canady Award Finalist Exhibition

02 – 03/23 | Gruppe
Whakatane Exhibition Center
Whakatane, Neuseeland

This is not a playground

06 – 07/22 | Gruppe
Galerie PostKultur
Hamburg

Sestiere di Venezia

09/21 | Gruppe
Ponte della Madoneta da Anna
Venedig, Italien

Soft Capsules

08/21 | Gruppe
Kunstverein Braunschweig

Yakamoz

07 – 10/21 | Solo
Galerie Geyso20
Braunschweig

9 Positionen aktueller Druckgrafik

07 – 08/21 | Gruppe
Verein für Original-Radierung
München

Nichts ist wie immer

04 – 05/21 | Gruppe
Konnektor
Hannover

Silfra

02 – 03/21 | Solo
Städtische Galerie Eichenmüllerhaus
Lemgo

Studio der Welt

09/20 | Solo
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Interval No. 12

01/20 | Gruppe
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

ORIKOPI

12/19 | Gruppe
Artothek
Hannover

Groups

06 – 08/19 | Gruppe
Kunstverein Braunschweig

Interval No. 11

01/19 | Gruppe
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

KLUB Up Store

01/19 | Gruppe
Artists Unlimited
Bielefeld

Interfaces

12/18 – 02/19 | Solo
Papakura Art Gallery
Auckland, Neuseeland

Interval No. 10

07/18 | Gruppe
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Meine Flüsse und Berge begrüßen dich

04/18 | Solo
Atelierhaus
Lemgo

Interval No. 09

07/17 | Gruppe
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Spektaklo

09 – 10/16 | Gruppe (mit der Klasse von O.C. Jenssen)
Kunstverein Meppen

Rundgang

07/16 | Gruppe
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Sturmfrei

12/14 | Gruppe (und Katalog- gestaltung)
Fabrik der Künste
Hamburg

Kunst in der Börse

11 – 12/14 | Gruppe (in Kooperation mit Lionsclub Hamburg-Hammaburg und Kataloggestaltung)
Handelskammer Hamburg
Hamburg

AddArt

11/13 | Gruppe
Schipper Company
Hamburg

ReeperReeper

09/13 | Gruppe
Reeperbahnfestival
Hamburg, Germany

Florian

05/13 | Gruppe
Künstlerhaus Sootbörn
Hamburg

Return to sender

11/12 | Gruppe
Gallery Gallows
Auckland, Neuseeland

SweetSixteen

11 – 12/10 | Solo
Long Black Café
Auckland, Neuseeland

Bungalow 6

08 – 09/10 | Gruppe
Gallery 14, Unitec Auckland
Auckland, Neuseeland

Mehr

04 – 05/09 | Gruppe
Cap San Diego
Hamburg